„Mein Raucher „ ist eine meiner besten Reden
und ein sehr aktuelles Thema. Den hinteren Teil habe ich neu überarbeitet
und selbst mehrmals in kleinerem Kreise vorgetragen. Sie kam sehr gut an.
Viel Spaß damit.  Tilo

www.buett.de - mit Tilo in die Bütt
148 - Mein Raucher  2008

von Tilo Gernert

Mein größter Kummer, glaubt es mir
das ist nicht Schnaps und ist nicht Bier
das Schlimmste was ich auszuhalten
das ist der Rauch von meinem Alten.
Mit 14 begann er schon zu qualmen
er fühlte sich, er wär dann wer
die Sorte "Camel" war sei Marke
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sei Zigarettle hoch
für mich war er ein ganzer Kerl
mein Gott wie war ich doof.
Kaum verheirat da ging dann
das Martyrium richtig an
das Geld war knapp zu dieser Zeit
und ich zur Sparsamkeit bereit
Ich nähte selbst, ich stopfte, strickte
doch stets wenn ich ins Sparschein blickte
hatte mein Held ohne zu fragen
die Märker zum Automat getragen
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die Kippen find ich überall
im Bad, im Hof, im Hühnerstall
Weiße Tapeten sind mein Traum
hell und freundlich jeder Raum
doch ein paar Wochen später dann
da sind sie gelb, schuld ist mein Mann
Die Vorhänge die sehen aus
wie graue Lappen rings im Haus
beim Waschen läuft die Brühe weg
die stinkt genau wie Katzendreck
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könnt ich noch einmal wählen aus
ein Raucher käm mir nie ins Haus
Gelbe Finger hat mein Mann,
solange wie ich denken kann
zeigte er beim Lachen seine Zähne
waren die gelb wie Sägespäne
sie ähnelten, das war der Clou
dem Kauwerkzeug von einer Kuh
Nach 30 verlor er Zahn um Zahn
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mich packt da die kalte Wut
Kommt er nachts vom Wirtshaus heim
und schleicht sich in sein Bett hinein
nach einer Stunde wach ich auf
und kann vor Mief fast nicht mehr schnauf
sogar im Bett da stinkt mein Held
nach dem Duft der weiten Welt
Hebt er sein Haupt früh aus den Kissen
da hustet er daß nur so pfeift
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erneut er zur Zigarette greift
Wie träumt ich einst von einem Held
der kraftvoll mich mit Blendaxlächeln
fest in seine Arme nimmt,
der von Kopf bis Fuß ein ganzer Kerl
bei dem auch wirklich alles stimmt
Wie sieht die Wirklichkeit heut aus
denk ich daran mein Aug wird naß
denn seine Zähn stehn Nacht für Nacht
neben dem Bett im Wasserglas
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da wirds mir anders, lieber Mann
ich hab das Gfühl und sag es hier
mein eigner Opa schläft bei mir
Kommt er mir näher dann und wann
denk ich, mich haucht ein Schornstein an
er stinkt nach Nikotin und Teer
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beim Küssen erfaßt mich stets ein Graus
ich hab das Gfühl dann ohne Flachs
ich leck nen Aschenbecher aus
Könnt sich mal etwas mehr ergeben
daß wir im siebten Himmel schweben
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der ihm die letzten Kräfte nimmt
Könnt ich noch einmal wählen aus
ein Raucher käm mir nie ins Haus
Spazierengehen ist nicht drin
kaum gehts bergauf, da macht er schlapp
sein Gesicht läuft an ganz rot und blau
daß ich die größten Ängste hab
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weil ich ihn trotzdem gerne mag
das schönste Geschenk von ihm das wäre
er gewöhne sich das Qualmen ab

Ach hätt doch bloß mein Eheheld
das viele Zigarettengeld
anstatt sei Lunge teerverdreckt
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Täten uns heut Millionen winken
er würd nicht wie ein Iltis stinken
Und vom nutzlos verqualmten Geld
könnten wir reisen um die Welt
jährlich in den Süden fliegen
und dort in der Sonne liegen
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Armut herrscht in unsrem Haus
von dem schmalen Altersgeld
träumen wir von der weiten Welt
Ein Drittel verschlingt seine Sucht
was uns die Rente rüberbucht
unser Leben hat verhunzt
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Dieses Martyrium ohne Frage
endet bei Vielen erst am Grabe
Doch der Nachwuchs steht bereit
die Jungen werden nicht gescheit
Die Schultasche noch in der Hand
wird`s Zigarettchen angebrannt
damit auch jeder sehen kann
schaut her, was bin ich für ein Mann
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lassen mit der Sucht sich ein
statt eine Haut wie Milch und Blut
an der „Mann“ sich erfreuen kann
wird sie gelb und grau wie Asche
schaut euch die Qualmerinnen an
Die Werbung hat ihr Ziel erreicht
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die Klugen, die hier widerstehn
werden die Gewinner sein
Mitleidig werden die verlacht
die sauber bleiben Tag und Nacht
Wer Rückgrat hat, lässt sich nicht störn
zu denen solltest Du gehörn
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wer zuletzt lacht, lacht am besten
Doch Heute hab ich Grund zum Lachen
auch wenn Andere Gesichter machen
weil die Politiker im Land
endlich mal brauchten den Verstand
Die Luft im Saal ist rein und klar
wie sie Jahrzehnte nicht mehr war
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manchmal mit dem Messer schneiden
Die Klamotten stanken, es war ein Jammer
als käm man aus der Räucherkammer
Seit Januar 2008 wurde damit Schluss gemacht
Freunde vom  geliebten Tabakduft
müssen jetzt an die frische Luft
dort können sie sich meinetwegen
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Drum ihr Jungen hier im Saal
trefft eines Tag`s ihr Eure Wahl
nehmt keinen der nach Tabak stinkt
weil Euch deshalb viel Kummer winkt
Es sei denn, Ihr qualmt ebenfalls
und stinkt wie er aus vollem Hals
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es ist so wie beim Knoblauch essen
geteiltes Leid ist halbes Leid,
wenn Beide sind dazu bereit

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