Ein zufriedener Arbeitsloser - Bestell-Nr.: 116 - Preis: 10,00 Euro
von Tilo Gernert
Ich bin und find das ganz famos, seit über zehn Jahr arbeitslos
dies Los ich muss es ehrlich sagen, hab ich bisher ganz gut ertragen
Schaut mich an, wie seh ich aus, gut genähert und ausgeruht
täglich Training im Fitness Center bekommt mir und meinen
Körper gut
Jahrzehntelang hab ich gebuckelt, so wie Ihr, was war ich blöd
und eines Tags sagt ich zu mir, dass es so nicht weitergeht
Früh um fünf, das Wecker rasseln, tat mir den ganzen Tag
vermasseln
eine Stunde im Verkehrsgewühl und ich hatte das Gefühl
ich krabbelte als Ameise mit Millionen in derselben Scheiße
Und dann die Arbeit, dieser Stress, aus allen Ecken Druck
schneller, besser, keine Pause, hastig mal einen Schluck
Klatsch, Intrigen, Mobbing und Streit, Ihr kennt die Arbeitswelt
und eines Tags, da war mir klar, dass am Arbeitsplatz
mich nichts mehr hält
Ich provozierte einen Streit, sagte bei der Gelegenheit
als mein Chef kam angerennt, daß er mich einmal kreuzweis
könnt
Mit rotem Kopf warf er mich raus, zufrieden fuhr ich da nach Haus
meine Frau, die Nachtschicht hatte , war grad aus ihrem Schlaf erwacht
hat erst erstaunt, dann augenzwinckernt
aus ihrem Bett mich angelacht
Flugs schlüpfte ich zu ihr hinein , was danach folgte, ist
geheim
als wir dann zusammen träumten, da merkten wir, was wir
versäumten
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dann begannen Flitterwochen, die nur ein junges Paar versteht
Der Tag, beginnt heut mit Musik aus dem Radiowecker
behutsam, leise fängt er an, kein rasselnder Erschrecker
Dann je nach Lust und Kondition beginnt die Bettgymnastik
später Frühstück, Zeitung lesen, genussvoll, niemals
hastig
Danach folgt des Tages Ernst, Sozialgesetze lesen
die Geldquellen für Leut wie wir, sind besser nie gewesen
Mietbeihilfe, Heizungskosten, Zuschuss hier und dort
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Seit wir Kabelanschluss haben, kommt nie lange Weile auf
bei dreißig Sendern, zwei Geräten, ist für jeden etwas
drauf
Politik folgt da frei Haus, der Volksvertreter gute Tat
Fernsehgebühren zahln wir nicht, das macht für uns der Papa
Staat
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und sie enttäuschen uns fast nie, wir können ohne Arbeit
leben
O Rot, ob Schwarz, Grün , Liberal, was sonst in Berlin noch
schreit
geißelt mit Tränen in den Augen die Massenarbeitslosigkeit
Mei Frau und ich stimmen voll zu und wissen, wen wir wähln
denen, die uns nicht vergessen, wollen wir den Rücken stähln
Wenn ich heut manchen jammern hör, er müsst bis 65
schaffen
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dass andere Reichtum zusammenraffen
Von denen ihren großen Fleiß, fällt soviel noch ab
das ich und mei sparsame Frau auch noch genug hab
Doch ganz ohne Ärger gehts nicht ab, manchmal eine Wut ich hab
zum Arbeitsamt lädt man mich ein,
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im Gegenteil, die Staatsbeamten , stelln ihre Mopeds grad dahin
wo mein Mercedes, mein gepflegter ein schönes Plätzchen
könnte fin
Dann bemühn sich die Experten mir eine Arbeit anzuhängen
mit Händ und Füß muß ich mich wehren
die können einem ganz schön bedrängen
Des öftern muss ich tun als ob und schau mir eine Arbeit an
da hab ich dann so meine Tricks, wie ich das Unheil abwend kann
Fünf Schnäps , fünf Bier zuvor gekippt, komm ich im
Seemannsgang
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Mit schwerer Zunge ich ihm sag, Durst hab ich den ganzen Tag
Treff ich ihm voll mit meinem Hauch, kann der mich plötzlich
nicht mehr brauch
Ins schwitzen kam ich, glaubt es mir, im letzten Jahr im Mai
da wars mit meinem Ruhestand plötzlich fast vorbei
Zum Spargelstechen wollt man mich mit anderen zusammen zwingen
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ich tat fast im Kreise springen
Bei diesem Superangebot, da war ich von den Socken
mit dem was netto übrigbleibt, kannst heut nicht mall ne Putzfrau
locken
Fünfzig Personen meiner Art wurden zum Spargelfeld bestellt
nur ich und noch zwei Arbeitssucher hatten sich dort eingestellt
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ich verfluchte jenen Liedertext, Veronika, der Spargel wächst
Kaum hatt ich einen ausgegraben und ging so zwei, drei Schritt
da sah ich wieder eine sprießen und musst erneut mich bück
Acht Stunden lang, mit einer Pause, ich glaubte schon mein Kreuz
bricht ab
ich grübelte darüber nach, was ich eigentlich verbrochen hab
Die UNO müsst aktiv hier werden und solche Strafarbeit
verbieten
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Am Abend fiel ich wie tot ins Bett, mei Frau, die fand das gar nicht
nett
sie wollte kuscheln und noch mehr, doch meine Kraft gab nichts mehr her
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Danach sah ich auf den Spargelrängen, dutzende von Polen sich
drängen
die sangen dabei auch noch Lieder, na klar,
holt die doch nächst`s Jahr wieder
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war innerlich mit mir zufrieden, hab doch einem armen Polen
einen Arbeitsplatz beschieden
Und Abends feiern wir zu zweit, unsre Arbeitslosigkeit
mit Sekt, der zuvor kaltgestellt, stoßen wir an auf diese Welt
deren Schönheit wir entdecken, in Winkeln und verborgnen Ecken
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Dazwischen nehm ich dann und wann, nen kleinen schwarzen Job mal an
um steuerfrei das reinzukriegen, womit wir in den Süden fliegen
Schimpft gar jemand auf diesen Staat, das soll bei mir sich einer
wagen
dem fahr ich ohne lang zu fackeln mit beiden Händen an den Kragen
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Helau